Muss eine Änderung der Cookie-Weiche an Publisher kommuniziert werden?
Eines der zentralen Themen, das die Affiliate-Branche in den letzten Jahren bewegt, ist die beliebte Cooki-Weiche. Wie schon in einem vorigen Post geschrieben, wissen meiner Ansicht nach die Marketingverantwortlichen der Merchants oftmals nicht, wie die Cookie-Weiche konkret eingestellt ist. Welcher Cookie überschreibt welchen Cookie – überschreibt zum Beispiel ein Brand-SEM-Cookie einen Affiliate-Cookie?
Und leider ist die Cookie-Weiche auch keine Konstante, sondern die Merchants spielen zum Teil wild damit herum und testen verschiedene Performance-Optimierungen bzw. welcher Channel-Manager am lautesten bei der IT schreit – aber eine Veränderung der Cookie-Weiche verändert auch zum Teil signifikant die Umsätze der Publisher. Wie sieht hier die rechtliche Lage aus? Diese Frage haben wir in einem konkreten Fall, in dem Publisher durch eine vom Merchant nicht kommunizierte, vorübergehend veränderte Cookie-Weiche zum Teil über 80% Umsatzverlust haben, den Netzwerken, dem BVDW und einem Anwalt, gestellt – mit spannenden Antworten bzw. Antwortversuchen 😉
Aber zuerst der konkrete Fall: die Cookie-Weiche von Baby-Markt.de
Beim Partnerprogramm von Baby-Markt fungieren Tengelmann New Media als Programmbetreiber und Metaapes als betreuende Agentur. Am 6. Oktober 2012 sackten bei einem Testprojekt die Umsätze bei konstantem Traffic mit dem Baby-Markt Partnerprogramm signifikant ab (teilweise über 80%) – daraufhin habe ich mich mit der Agentur in Verbindung gesetzt. Die Agentur hatte den Umsatzrückgang bei vielen Publishern auch gemerkt und sich mit ihrem Kunden in Verbindung gesetzt, jedoch offensichlich keine Erklärung bekommen. Über mehrere Wochen habe ich immer wieder nachgefragt, wurde jedoch von der Agentur vertröstet, dass man den Grund noch nicht kenne. Zu diesem Zeitpunkt sind die Publisher davon ausgegangen, dass eigentlich nur das Tracking „holpert“, da ja eine Trackingumstellung nicht kommuniziert wurde und – wie in meinen Augen branchenüblich – eine Nachvergütung erfolgen wird. Mein Wunsch an die Agentur, offiziell eine Mail über die Netzwerke zu versenden, in der die Publisher informiert werden, dass das Tracking nicht korrekt ist und wie/wann die Kompensation erfolgen wird, hat die Agentur leider mit dem Verweis, dass der Kunde dies nicht wünsche, abgelehnt. Die Cookie-Weiche wurde offensichtlich am 8. November 2012 (d.h. rund einen Monat später) wieder auf die ursprüngliche Einstellung „zurückgedreht“, so dass ab diesem Zeitpunkt wieder die „normalen“ Umsätze erzielt wurden.
In einem Telefonat mit der Geschäftsführerin der Agentur Metaapes Mitte Januar 2013 wurde bestätigt, dass Tengelmann New Media keine Nachvergütung für die 4 Wochen, in denen die Cookie-Weiche verändert wurde, vorsieht – mit dem Verweis, eine Nachvergütung würde gemäß AGBs nur bei einem Trackingausfall erfolgen.
Wie gesagt wollen wir wissen, wie hier die rechtliche Situation aussieht und haben die Frage gestellt, ob ein Merchant willkürlich die Cookieeinstellungen ohne Kommunikations- bzw. Komplensationspflicht umstellen darf:
Das sagen Zanox, Affilinet, der BVDW und ein Anwalt:
Zanox: „Gemäß unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist ein Advertiser mit angemessenen Vorlaufzeiten und unter Berücksichtigung einer Informationspflicht berechtigt, Vergütungen und Vergütungstatbestände in seinem Programm anzupassen. Inwiefern Änderungen am Tracking und der Einsatz von Trackingweichen darunter fallen, unterliegt in der Regel der Einzelfallprüfung. Insbesondere in Bezug auf den Einsatz von Trackingweichen streben wir künftig auf unterschiedlichen Ebenen ein deutlich höheres Maß an Transparenz in Bezug auf Art, Umfang und Logik des eingesetzten Trackings an. Dies wollen wir sowohl im Rahmen unserer Verbandsarbeit zu Erwirkung freiwilliger Selbstverpflichtungen als auch im Bereich der Vertragsgestaltung erreichen.“
Affilinet: „Affilinet unterstützt die Erweiterung des Code of Conduct Affiliate Marketing für Advertiser vom 01.10.2012 (Die Ergänzung des Code of Conduct ist hier zu finden). Die Unterzeichner verpflichten sich darin, im Betrieb von Partnerprogrammen bestimmte Standards einzuhalten, z.B. einen Benachrichtigungsvorlauf bei „Änderungen am Tracking oder Veränderungen der Deduplizierungs-Logik“. affilinet empfiehlt allen Advertisern, diesem Code of Conduct zu folgen. Unsere Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass in der Partnerschaft zwischen Publisher und Advertiser über die Vergütung hinaus noch mehr Transparenz erforderlich ist, so dass z.B. auch Änderungen beim Tracking besser nachvollzogen werden können.
Ob allerdings eine Informationspflicht im Falle der Änderung beim Trackingverfahren bindend ausgelöst wird, lässt sich pauschal nicht beantworten. Hierzu bedarf es einer rechtlichen Würdigung der vertraglich vereinbarten Regelungen zwischen den Programmbetreibern und den Affiliates im Einzelfall. Empfehlenswert ist, eine konkrete Regelung zur Auslösung einer Informationspflicht in die Vereinbarung mit aufzunehmen, um Klarheit zu schaffen. Hierbei sollte definiert werden, ab wann eine solche ausgelöst wird und die damit verbundenen Folgen bei nicht Beachtung bzw. Einhaltung der Informationspflicht.“
Anmerkung dazu: Es gibt in diesem Fall keine vertraglich vereinbarte Regelung zwischen Programmbetreiber und Affiliate, da es je einen Vertrag zwischen Publisher und Netzwerk bzw. Netzwerk und Merchant gibt (siehe AGBs Affilinet)
BVDW: Nach Rücksprache mit dem BVDW, welche Advertiser denn den CoC unterschrieben hätten, musste ich erfahren, dass dieser nochmals neu aufgesetzt werden muss, da man mit der aktuellen Version (die am 01. Oktober 2012 vom Gremium beschlossen wurde und zum Download auf der Seite angeboten wird) doch nicht zufrieden sei und daher auch nur wenige Advertiser diesen bisher unterschrieben hätten – und Tengelamm New Media habe ihn nicht unterschreiben. Aber in dem Telefonat mit dem BVDW habe ich auch verstanden, wie man durch eine sehr einseitige Zusammensetzung eines Gremiums in meinen Augen den Bock zum Gärtner macht, da keine relevante Publishervertretung gewährleistet ist, die auch für die Umsetzung bzw. Durchsetzung der Beschlüsse sorgt – aber dazu werde ich demnächst noch was schreiben 😉
Der Experte für Onlinemarketing-Recht, Rechtsanwalt Dr. Marc Laukemann, Schaal & Partner, München (www.wir-beraten-unternehmer.de)„Grundsätzlich kann jedes Merchant selbst darüber entscheiden, mit welchem Programm/ Instrument es die getätigten Umsätze ermittelt. Daher ist ein Merchant auch darin frei zu entscheiden, ob und wie er eine Cookie-Weiche einsetzt. Zwar dürfte sich noch kein Publisher auf den geänderten Code of Conduct berufen können, da sich diese Änderungen offensichtlich am Markt noch nicht durchgesetzt hat. Im Baby-Markt-Fall hätten die Publisher aber ihre Werbemittel mutmaßlich anderweitig eingesetzt, wenn sie vorher von der Änderung der Cookie-Weiche gewusst hätten. Diese Änderung war daher für alle Seiten erkennbar von wesentlicher Bedeutung für die laufende Vertragsbeziehung. Hierüber muss ein Merchant nach meiner Auffassung aber auch ohne konkrete vertragliche Regelung ungefragt Auskunft geben; andernfalls macht es sich schadensersatzpflichtig (gem. § 282 i.V. § 241 Abs. 2, 280 Abs. 1 BGB). Da die Geschäftsbedingungen von Affilinet in Ziff. 7.4. weiterhin vorsehen, dass bekannte Mängel in der Abrechnung unverzüglich zu rügen sind, sollten alle betroffen Publisher deshalb kurzfristig qualifizierten Rechtsrat einholen lassen.“
Was bedeutet das für die Praxis:
Die Netzwerke haben bisher keine Regelungen in Bezug auf eine Veränderung der Cookie-Weiche getroffen. Eine konkrete Aussage zur rechtlichen Basis „vermeiden“ die Netzwerke mit Verweis auf den BVDW, der hier in meinen Augen – insbesondere aufgrund der sehr einseitigen Zusammensetzung des Gremiums – im Affiliate-Bereich eher zu einer Marketingnummer der Agenturen und Netzwerke verkommt. Ich glaube, hier gibt es großen Handlungsbedarf und speziell die Netzwerke sind gefordert, klare Standards einzuführen und diese auch rechtlich verbindlich in den AGBs zu formulieren. Mal schauen, welches Netzwerk sich hier auch kurzfristig wirklich für Transparenz einsetzt.
Update nach Telefonat mit Ralf Rogosch (Geschäftsführer Tengelmann New Media) – 15. Mai 2013
Aus Zeitmangel habe ich das Schreiben von Herrn Ralf Rogosch nun doch nicht wie ursprünglich angekündigt schriftlich beantwortet, sondern ihn telefonisch kontaktiert. Herr Rogosch hat zwar eingeräumt, dass der oben beschriebene Case kommunikativ nicht optimal lief und will dies in Zukunft auch deutlich verbessern, aber eine Wiedergutmachung sieht er nicht. Er vergleicht den Fall mit einem Kunden, der regelmäßig in einen Lebensmittelladen geht und an der Gemüsetheke etwas einkauft. Eines Tages stellt der Kunde fest, dass die Waage nicht richtig geeicht sei – da hätte der Kunde auch kein Recht auf Wiedergutmachung für die in der Vergangenheit falsch berechneten Waren. Ich will die Wahl seines Beispieles nicht weiter kommentieren, da ich es ziemlich unpassend finde 😉
Im Anschluss an das Telefonat habe ich Herrn Rogosch schriftlich einen Vergleich angeboten, in dem das Geld, das Tengelmann New Media bzw. Baby-Markt.de in meinen Augen zu Unrecht nicht an die Publisher ausgeschüttet hat, an eine wohltätige Organisation spendet. Leider hat sich Herr Rogosch hierauf nicht mehr gemeldet. Nur habe ich heute einen Anruf von Tengelmann New Media bekommen, dass Baby Markt die Zusammenarbeit mit mir als Publisher nicht mehr fortsetzen möchte. Das ist auch eine Möglichkeit, mit Publishern, die sich für transparentes und faires Arbeiten einsetzen, umzugehen.
Kurzum, professionelles Arbeiten sieht in meinen Augen definitiv anders aus …
Hallo Andreas,
dein Einsatz für Publisher/Affiliates ist sehr zu begrüßen. Du hast recht, dass diese Gruppe kaum eine Lobby hat im großen Affiliate-Game.
Gruß
Karsten
Ein wirklich sehr guter Artikel und ich bin absolut auf deiner Seite. Da ich für die betreffenden Programme weniger aktiv bin, kann ich hierzu leider nichts beitragen. Grundsätzlich kenne ich aber genau diese Problematik und finde, dass einfach viel zu wenig kommuniziert wird. Trackingumstellungen erfolgten ja auch bei Otto und auch hier wurde sehr wenig, viel zu spät und nicht konkret genug kommuniziert. Und aktuell weiß kaum ein Publisher, wie es um das aktuelle Tracking eigentlich steht, wie beständig es ist und wie es weitergeht.
Leider ist es wirklich so, dass wir als „publisher“ (fast) keine Lobby haben, denn es ist ja desöfteren so, dass die publisher für einzelne Programm wechseln je nach Ranking. Mit Ausnahme der Top-Affiliates der jeweiligen brands.
Wie kann man das lösen?
Denke eine Lobby-Gruppe vieler Affiliates würde hier durchaus Sinn machen. Vor allem, wenn in der Lobby Gruppe vorab mit den Netzwerken verhandelt würde, bevor eine signifikante Umstellung passiert. Doch ist das im Interesse der Netzwerke?
Hallo Andreas,
wie immer ein sehr guter Artikel. Das genannte Problem ist sicherlich in der Branche bekannt.
Oftmals ist es leider auch so, dass sogar die Unternehmen selbst bzw. die zuständige Affiliate-Abteilung, darüber bescheid wissen, wie ihre Cookie-Weiche derzeit eingestellt ist, da es im Unternehmen verschiedene Abteilungen und auch Interessen gibt. Oftmals wird die Cookie-Weiche dann auch noch von einem internen oder sogar externen Programmierer selbst angepasst und dann weiss gar niemand mehr bescheid. Leider schon selbst im Kundengeschäft sehr oft erlebt 🙁
Ich bin deswegen der Meinung, dass man evtl. hinsichtlich der Transparenz der Advertiser in den Affiliate-Netzwerken die aktuelle Einstellung der Cookie-Weiche in der Programmbeschreibung auszeichnet sollte, um damit den Affiliates die Entscheidung zu geben, welches Partnerprogramm sie bewerben wollen. Also eigentlich genau das was auch im BVDW Code-of-Conduct für Advertiser geregelt ist. Allerdings stellt sich mir die Frage, wieviel Advertiser diesen überhaupt unterschreiben werden.
Nicht sehr diplomatisch finde ich allerdings eine Klage bzw. Sammelklage gegen die Agentur oder den Advertiser. Ich weiss ja, dass Du diesbezüglich sehr emotional bist, aber mit einem Rechtsstreit kommt man hier m.E. auch nicht weiter.
Eine Interessensgemeinschaft für Affiliates findet ich eine super Idee, die ich gerne auch unterstütze, wenn ich gebraucht werde 🙂
Mit schönen Grüße
Markus
Diplomatisch
Ist mittlerweile bekannt welche Änderungen konkret an der Cookie-Weiche vorgenommen worden sind?
Ich denke der Merchant selbst ist im Hinblick auf das Thema „Cookie-Weiche“ oftmals überfordert. Ich weiß nicht ob bei Baby Markt jemals das grenzwertige Abrechnungsmodell Postview aktiv war, aber das ist oftmals eine der Hauptgründe für den Merchant an der Cookie-Weiche zu schrauben.
So oder so hätte selbstverständlich im Vorfeld die Agentur und v.a. die Affiliates informiert werden müssen.
Diese Umstellung ist wohl weder im Interesse der Agentur noch im Interesse des Netzwerks und ganz sicher nicht im Interesse der Affiliates passiert. Imho hat jedoch die Agentur eine Aufklärungspflicht in so einem Fall (sobald sie davon Kenntnis erlangt), da sie sich sonst (imho²) zu einem gewissen Teil mitschuldig macht.
Was übrigens wunderbar zu diesem Thema passt ist wenn das offizielle Merchant-Remarketing durch die Agentur über den Affiliate-Kanal vergütet wird anstatt via SEM. Dann überschreibt nämlich ein Klick auf das Remarketing-Banner das womöglich bestehende Affiliate-Cookie. Das wird ebenso wenig kommuniziert und führt in den meisten Fällen zu einem stärkeren Umsatzrückgang beim Affiliate.
Am fairsten wäre aus meiner Sicht, wenn jeder Klick auf Werbemittel anteilig vergütet werden würde. Wenn also z.B. vor dem Sale 4 verschiedene Werbemittel geklickt werden, erhält z.B. jeder der bis zu 4 Affiliates jeweils 25% der Provision.
Leider ist das den Affiliates gegenüber kaum zu kommunizieren.
Postview- Cookies sind aus meiner Sicht einfach nur noch in der Nähe zum Betrug gegenüber ehrlichen Affiliates.
Der BVDW hat Postview- Tracking (unter bestimmten Bedingungen) in seinen Code of Conduct aufgenommen (!). Vielleicht ist das einer der Gründe für die Stagnation bzw. den Rückgang der Anzahl der BVDW- Mitglieder in den letzten Jahren.
…die Reaktion seitens Agentur und Merchant ist ja unglaublich unbefriedigend. Aber am Ende des Tages auch leider nicht wirklich überraschend. Auf jeden Fall auch unsere zumindest moralische Unterstützung, diesen Vorgang so NICHT auf sich beruhen zu lassen. Gruß und viel Erfolg! Ralf
Mit einem Advertiser im Baby/Familien Segment in einem Monat einen vierstelligen Verlust? Du darfst Dich gerne mal bei mir melden.. für mein Outlet kann ich noch den ein oder anderen guten Publisher brauchen..
Eine Interessensgemeinschaft der Publisher wäre sehr zu begrüßen und grundsätzlich wahrscheinlich auch notwendig, um den notwendigen Druck auf Advertiser zur Annahme eines ausgewogenen Code of Conduct zu bewegen.
Es gab in der Vergangenheit sogar vereinzelte Versuche, allerdings scheiterten diese nicht zuletzt daran, dass Publisher untereinander in der Regel selbst in Konkurrenz stehen. Dadurch wird die Verfolgung der definitiv bestehenden gemeinsamen Interessen erschwert. Die Gefahr, dass Advertiser die geschlossene Publisher-Front durch individuelle Absprachen mit einzelnen Publishern (Angebot von exklusiven Deals) aufbrechen, ist jederzeit allgegenwärtig. Ausscherende Protagonisten aber bringen die Position gegenüber den Advertisern sofort ins Wanken.
Für einen Versuch zur Bildung einer Publisher-Vertretung muss auf jeden Fall gelten, dass jeder Teilnehmer die temporäre Bereitschaft zum Verzicht auf kurzfristige Umsätze mitbringen muss.
PS: Ich glaube ähnlich wie Markus nicht, dass Klagen bzw. Sammelklagen geeignet sind, die Situation wirklich positiv zu beeinflussen.
@Markus und Ingo:
Mir geht es darum, den Merchants und Agenturen klarzumachen, dass wir uns im Affiliate-Marketing nicht komplett in einem rechtsfreien Raum bewegen, sondern es gesetzliche Regelungen gibt, die auch einzuhalten werden sollten. Und dazu gehört meines Erachtens nach eine Kommunikation von Veränderungen, die die Umsätze der Publisher deutlich beeinflussen – und zum Beispiel auch eine direkte, proaktive Kommunikation von Trackingausfällen. In den letzten 2 Wochen gab es bei 2 „Top 20 Shops“ Trackingausfälle – diese wurden auf Nachfrage bei den Agenturen bestätigt, nicht aber proaktiv kommuniziert. Das kann meiner Ansicht nach nicht sein, da dies sogar in den AGBs der Netzwerke geregelt ist.
Eine Klage würde es ja nur dann geben, wenn wir uns nicht andersweitig einigen können. Ich hatte zwischenzeitlich schriftlich per Mail das ok von TNM, dass nachgebucht wird – das wurde aber wieder via der Agentur als Missverständnis zurückgewiesen. Aber warten wir mal ab.
Zum Thema Cookieweiche gibt es meiner Meinung nach noch eine viel weitreichendere Frage:
Wie sieht es denn hier aus wenn es nicht möglich ist Cookies zu schreiben oder diese gelöscht werden?
Ich weiß dass viele Netzwerke zusätzlich mit Fingerprint Technologien arbeiten um cookielos zu tracken. Das Netzwerk kann aber nur mit Fingerprint arbeiten wenn es eine Order gemeldet bekommt.
Ist die Weiche komplett Cookieabhängig wird von der Weiche gar keine Order ans Netzwerk gemeldet, damit ist dessen Fingerprinttracking nutzlos.
Weiss hier jemand eine „Cookie“weiche die nicht komplett Cookieabhängig ist?
Und gibt es inzwischen Neuigkeiten?
Ich fände es eigentlich eine coole Idee wenn auf Affiliate Stammtischen eine Podiums-Diskussionsrunde stattfinden würde. Ein Thema und dazu ein Affiliate, ein Merchant, ein Mitarbeiter eines Netzwerks und ggf. einer Agentur. Themen: Cookieweiche, Tracking, Customer Journey Vergütung etc. so Dinge die einen Affiliate eben interessieren.
@Robert: Ich habe gestern einen netten, zweiseitigen Brief von Ralf Rogosch, dem Geschäftsführer von Tengelmann New Media, bekommen. Er bedauert sehr die negative Darstellung von Baby-Markt, da seiner Meinung nach das Programm weiterhin sehr attraktiv ist – eine Kompensation leht er ab.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er meinen wesentlichen Kritikpunkt, dass eine massive Veränderung einer Cookieweiche an die Geschäftspartner kommuniziert werden muss, tatsächlich in der Form verstanden hat. Wie gesagt kann jeder Merchant selbstverständlich eine Cookie-Weiche ändern – aber nach Meinung unserer Juristen muss das kommuniziert werden. Und wenn es trotz mehrfachem Nachfragen wie in diesem Fall nicht kommuniziert wird, hat ein Publisher wohl einen Anspruch auf eine Vergütung. Ich werde ihm nun auch einen Brief schreiben (ich glaube, die Etikette sagt ja, dass man auch unter Onliner-Kollegen per Brief auf einen Brief antwortet 😉 und den Punkt explizit herausarbeiten.
Übrigens hat die Agentur Projekter das Thema ja auch kurz in dem Januar Summary aufgenommen (http://www.projecter.de/affiliate-blog/affiliate-auslese-januar-2013.html) – „Wie man korrekt mit Cookie-Weichen umgehen sollte, bzw. wie man nicht damit umgehen sollte …“
THINK!
http://en.wikipedia.org/wiki/AdSense
Hallo,
ein wirklich guter Artikel.
Wir sehen hier – erneut – dass die Affiliate „Szene“ weiterhin sich selbst das größte Hindernis zu einem nachhaltigen Wachstum ist. Es mangelt an Rechtssicherheit, an klaren Regeln und an der Einsicht, dass Publisher mehr sind als Billig-Lieferanten, welchen man im Zweifelsfall per Klick einfach alle Sales stornieren kann. Solange sich das nicht ändert, sehe ich wirklich große Schwierigkeiten auf den Affiliate Markt zukommen.
Auf der einen Seite will man nach vorne, sämtliche Publisher sollten sich die letzten Jahre professionalisieren – auf der anderen Seite bestehen auf Advertiserseite weiterhin erhebliche Mängel in den Vertragskonstruktionen und Haftungsfragen. Eine Branche in der ohne die Möglichkeit Regress einzulegen, hunderttausende Euro per Mausklick eines ebenfalls nicht verantwortlichen Mitarbeiters eines Dritt-Dienstleisters „storniert“ (welcher Euphemismus) werden können, faktisch teilnehmenden Partnern die Rechnung gekürzt und nicht bezahlt wird, ist weder besonders professionell, noch ein Feld für künftiges Wachstum . Hier besteht dringender Handlungsbedarf auf Seiten der Netzwerke und Agenturen im Sinne des Marktes.
Die Publisher Seite hat sich die vergangenen Jahre bereits weitestgehend professionalisiert. Sämtliche Änderungen auf Netzwerkebene (Entwicklung der Angebote im Sinne der Advertiser und Agenturen, Regulierungen) gingen in aller Regel zu Lasten der Publisher Seite. Hier lässt sich die Daumenschraube aber langsam nicht mehr andrehen.
Ich habe ein kurzes Update zu dem Case nach einem Telefonat mit Ralf Rogosch, dem Geschäftsführer von Tengelman New Media, geschrieben – lesenswert 😉
Das definitiv extrem schlecht gewählte Beispiel von dem GF zeigt aber auch genau das Problem der Branche. Die Netzwerke müssten eigentlich die „Eichstelle“ sein, die sofort eingreift, wenn das Tracking nicht mehr korrekt läuft. An den täglichen bzw. wohl stündlichen Umsätzen müssten die doch unmittelbar sehen, ob das Tracking noch funktioniert bzw. an der Weiche rumgespielt wird und dann auch sofort eingreifen.
Aber die Reaktion von dem GF ist insgesamt einfach nur peinlich. Gehen Sie nun juristisch vor?
Verstehe ich es richtig, dass Du nun aus dem Baby-Markt Programm rausgeworfen wurdest, obwohl Du monatlich einen vierstelligen Provisionsumsatz mit denen machst? Da gehen denen ja mal schnell ein paar zehntausend Euro Umsatz flöten. Das würde ich mir als Shopbetreiber ja echt zweimal überlegen.
@Mike: Ich war die letzten Wochen extrem mit Beratungsmandaten beschäftigt, so dass ich mich mit dem Thema nicht mehr weiter beschäftigt habe. Das Problem ist, dass ein Publisher ja kein direktes Vertragsverhältnis mit dem Merchant hat – das heisst, ich muss das Netzwerk verklagen, die wiederum die Forderung bei Tengelmann einklagen können. Ich muss mit Affilinet mal besprechen, ob wir den Case pro Forma durchklagen sollen. Aber wie gesagt geht es mir nicht um das Geld (daher hatte ich ja auch das Angebot mit der Chartity-Spende gemacht), sondern einfach nur, dass in meinen Augen unseriöse Praktiken abgestellt werden müssen.
Mit einer Entschuldigungsmail an die betroffenen Publisher und einer Spende an eine Charity-Orga hätte Herr Rogosch sich sicher besser gehandelt ;-). Aber vielleicht kommt ja noch was ….
[…] mit Cookie-Weichen umgehen sollte, bzw. wie man nicht damit umgehen sollte, erfahren wir in einer ausführlichen „Case Study“ von Andreas Hörr (Xing). Hier geht es im Speziellen um die Pflichten eines Advertisers im […]